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Nasenspray süchtig – was tun gegen die Abhängigkeit?

10. März 2013

Innerhalb meines praktischen Jahres im Rahmen des Pharmaziestudiums arbeite ich derzeit in einer öffentlichen Apotheke und muss immer wieder feststellen, wie viele Kunden Nasenspray kaufen.

Und zwar nicht nur eine Packung, weil sie derzeit erkältet sind. Nein, viele kaufen gleich mehrere Packungen bzw. kommen fast wöchentlich und sind genervt, wenn man ihnen den Einnahmehinweis „Bitte wenden Sie  das Medikament maximal 3x täglich und nicht länger als eine Woche am Stück an“ mit auf den Weg gibt. Doch dieser Hinweis ist nicht einfach nur so daher gesagt, sondern hat durchaus seine Berechtigung! Deshalb möchte ich diesem Thema mal einen Artikel widmen und  Tipps geben, wie man aus meiner Sicht der Nasenspray-Sucht wieder entkommen kann.

Doch wie kommt es dazu, dass man der Nasenspray-Sucht, dem sogenannten Arzneimittelschnupfen verfällt?

Die abschwellenden Nasensprays bzw. Nasentropfen enthalten als wirksame Komponente ein direktes α-Sympathomimetikum. Dazu zählen zum Beispiel Xylometazolin, Oxymetazolin, sowie Phenylephrin. Diese bewirken, dass sie wie die natürliche Substanz Adrenalin an die α-Rezeptoren der Nasenschleimhäute binden und somit zu einer Vasokonstriktion, d.h. einer Gefäßverengung führen, was eine verminderte Durchblutung der Nasenschleimhäute und damit eine Abschwellung zur Folge hat. Dieses führt wiederum zu dem befreitem Gefühl der Nase.

Wendet man das Spray bzw. die Tropfen nun längere Zeit an, werden vermehrt Rezeptoren gebildet, so dass die Dosierung irgendwann nicht mehr ausreicht und man öfter zu dem Medikament greifen muss.

Außerdem kommt es zu dem sogenannten Rebound-Effekt, dem Arzneimittelschnupfen. Das heißt, wenn die Wirkung des direkten α-Sympathomimetikum nachlässt, kommt es dazu, dass die Nasenschleimhäute noch verstärkter durchblutet werden und noch stärker anschwellen. Man bekommt also wieder das Gefühl einer verstopften Nase und es endet in einem teuflischen Kreislauf. Die Folgen sind ein Zugrundegehen der Nasenschleimhaut, was letztlich bis hin zum „Nichts mehr riechen können“ führen kann.

Was kann man aber tun, wenn man nun doch der Nasenspray-Sucht verfangen ist?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten.

1. Substitution, d.h. Austausch mit cortisonhaltigen Nasensprays

Diese haben eine entzündungshemmende, antiallergische und abschwellende Wirkung. Sie wirken zwar nicht so schnell, wie die α-Sympathomimetika, können aber bei dem „Entzug“ sehr hilfreich sein. Diese müssen allerdings vom Arzt verschrieben werden.

2. Die „Ein-Loch-Therapie“

Es ist sicherlich schwer, wenn man so gar keine Luft durch die Nase bekommt. Daher kann man durchaus auch erst ein Nasenloch auf Entzug setzen und das andere noch mit dem Spray bzw. den Tropfen behandeln. Sobald das eine wieder frei durchatmen kann, ist dann das andere an der Reihe.

3. Dosisreduzierung

Dieses funktioniert entweder so, dass die Dosis des Sprays bzw. der Tropfen reduziert wird. Das heißt, man greift zur Kinderdosierung bzw. verdünnt immer weiter runter mit Kochsalzlösung, bis man irgendwann bei der reinen Kochsalzlösung angekommen ist.

Eine andere Möglichkeit ist die Einnahme von Pseudoephedrin-haltigen Tabletten, wie z.B. Rhinopront, welche es als 6 Stück-Packung in der Apotheke freiverkäuflich zu erwerben gibt. Auch hierbei reduziert man die Dosis von morgens und abends jeweils einer, auf eine halbe bzw. viertel Tablette. Manchmal reicht es auch aus, nur zur Nacht eine zu nehmen. Man sollte für den „Entzug“ allerdings auch nicht mehr als diese 6 Tabletten einnehmen. Nicht, das man dann der nächsten Sucht verfällt 😉

Ich persönlich finde die letzte Methode mit den Tabletten am Besten. Erstens funtioniert sie wirklich und zweitens reizt man die Nasenschleimhaut durch die orale Applikation nicht so sehr, wie bei einer lokalen, nasalen Anwendung.

Generell ist zu allen Methoden ein Panthenol-haltiges Meerwassernasenspray empfehlenswert, um die Nasenschleimhäute feucht zu halten. Dieses kann man grundsätzlich auch unbedenklich für längere Zeit, wie zum Beispiel auch über die Winterzeit bei der trockenen Heizungsluft, anwenden.

Ich muss zugeben, dass ich auch selber mal der Nasenspray-Sucht verfallen war, daher weiß ich nicht nur aus pharmazeutischer Sicht, wie schwer das ist, sondern auch aus persönlicher Erfahrung. Mir hat die Methode mit den Rhinopront Tabletten super geholfen. Die ersten zwei Nächte waren zwar gewöhnungsbedürftig und durchatmen konnte ich auch nicht wirklich. Aber da muss man sich „durchbeißen“ und dann geht es auch von Tag zu Tag immer besser. Ab dem dritten Tag hab ich nur noch zur Nacht eine Tablette genommen und nach einer Woche und einer stätigen Dosisreduzierung ging es dann auch ganz ohne.

Beim ersten Schnupfen hab ich mich erst nicht getraut, wieder zum Spray zu greifen. Nachdem der Druck auf den Ohren aber immer schlimmer wurde, hab ich mich dann doch dazu entschieden. Die Befürchtung wieder abhängig zu werden, ist zum Glück nicht eingetroffen. So lange man das Nasenspray bzw. die Nasentropfen wirklich nicht öfter als 2-3 mal täglich und nicht länger als 5 Tage anwendet, verfällt man auch nicht so schnell der Sucht, auch wenn man vielleicht schon einmal abhängig war 🙂

Eigene Erfahrungen?

Ich freue mich auf Kommentare zu diesem Thema oder Erfahrungsberichte, wie ihr euch das Nasenspray abgewöhnt habt! (unter diesem Artikel)

Wichtig: Dieser Artikel ersetzt nicht den Gang zum Arzt und schildert lediglich meine Sicht der Dinge. Eine Haftung für Vollständigkeit, Erfolg, Unverträglichkeiten oder sonstige Schäden kann nicht übernommen werden!